Auch die WIR-KITAs protestieren gegen die Unterfinanzierung durch das Land NRW
M E S C H E D E / S O E S T / O L P E . Gruppen im Notbetrieb, verkürzte Betreuungszeiten und Tage, an denen gar kein Kitabetrieb stattfindet – all dies sind Szenarien, die viele Eltern bereits in ihrem Alltag mit kleinen Kindern erleben müssen. „Dies sind direkte Konsequenzen einer Unterfinanzierung der Kitas“, erklärt Michael Stratmann, Geschäftsführer des Trägerverbundes von 180 katholischen WIR-KITAs zwischen Hamm und Siegen in einer Pressemitteilung. Seitdem die Personalkosten durch Tariferhöhungen und den Inflationsausgleich gestiegen sind, sei das Budget stark beansprucht. Zeitgleich sei der Zuschuss durch das Land und teilweise durch die Kommunen nicht ausreichend hoch, um die gestiegenen Kosten aufzufangen, erläutert Stratmann weiter.
Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, rufen die Wohlfahrtsverbände und freien Kita-Träger in Nordrhein-Westfalen zu einer Aktionswoche auf, die vom 10. bis zum 14. Juni 2024 stattfinden wird. Unter dem Slogan „Black Week – Wir sehen schwarz für unsere Kitas. NRW bleib sozial!“ soll ein eindringlicher Appell an die Landespolitik gerichtet werden.
„Was es bedeutet, dass wir bei akutem Facharbeitermangel aus Finanzgründen nicht mehr ausreichend ausbilden können, muss sich eigentlich jedem von allein erschließen!“
„Wir wissen, wieviel Druck unsere Kolleginnen und Kollegen in den Kitas ausgesetzt sind. Viele sinnvolle und entlastetende Projekte wie beispielsweise ein flexibler und einrichtungsübergreifender Vertretungspool bei Krankheit und Urlaub mussten wir aus finanziellen Gründen bereits einstellen“, stellt Stratmann weiter fest. Das sorge in der Konsequenz für erhebliche Mehrbelastung der Mitarbeitenden vor Ort. „Was es bedeutet, dass wir bei akutem Fachkräftemangel aus Finanzgründen nicht mehr ausreichend ausbilden können, muss sich eigentlich jedem von allein erschließen!“
Bereits im Oktober des vergangenen Jahres demonstrierten zahlreiche Mitarbeitende der Wohlfahrts- und Sozialarbeit zusammen mit weiteren Betroffenen vor dem Landtag von Nordrhein-Westfalen. Diese Demonstrationen mit 25.000 Teilnehmenden mündeten in die größten Sozialproteste, die Nordrhein-Westfalen seit Jahrzehnten erlebt hat. Dennoch blieb eine angemessene Reaktion der Politik bisher aus.
„Nicht nur der Kitabereich – die gesamte soziale Infrastruktur in NRW steckt in einer bedrohlichen Krise und von der Landespolitik kommt nicht genügend Unterstützung.“
„Nicht nur der Kitabereich – die gesamte soziale Infrastruktur in NRW steckt in einer bedrohlichen Krise und von der Landespolitik kommt nicht genügend Unterstützung“, betont Sebastian Schrage, ebenfalls Geschäftsführer der WIR-KITAs. Er fügt hinzu: „Finanzielle Defizite und Personalmangel werden zu weiter reduzierten Öffnungszeiten und Schließungen von Einrichtungen führen, wenn nicht endlich politisch gegengesteuert wird. Nur durch eine sofortige finanzielle Unterstützung der Kindertagesbetreuung können wir allen Kindern in NRW ein chancengerechtes Aufwachsen und eine gleichberechtigte Teilhabe sichern.“
Die bevorstehende „Black Week“ zielt darauf ab, sowohl die Öffentlichkeit als auch die politischen Entscheidungsträger auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen und dringend notwendige Maßnahmen einzufordern. Die Wohlfahrtsverbände und freien Kita-Träger hoffen auf breite Unterstützung und Beteiligung, um den fortschreitenden Abbau der sozialen Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen zu stoppen und nachhaltige Verbesserungen zu erzielen.